Beckedorf

Bahnhof

Die Entwicklung von der Kleinbahn Garßen – Bergen  zur OHE und der Bahnhof Beckedorf  

 Um 1900 wurde auch Beckedorf durch die Industrialisierung in den Zugverkehr eingebunden. Das Planfeststellungsverfahren wurde eröffnet, und so konnte mit dem Bau der Strecke Garßen – Beckedorf – Bergen begonnen werden. Am 22. April 1902 fand die feierliche Einweihung statt. Für die damalige Zeit eine Rekordbauzeit. Das Eisenbahnunternehmen hieß damals „Kleinbahn Garßen –Bergen „ .

           

                   Bahnhof 1912                                                                         Bahnhof 1933

Bereits 1904 begannen Überlegungen eine Abzweigung von Beckedorf nach  Munster zu bauen. Der Hintergedanke war, Militär nach Munster zum dortigen Truppenübungsplatz zu befördern. 1910 wurde die Strecke Beckedorf – Munster eröffnet. Sie hieß Örtzetalbahn Beckedorf – Munster Süd.Die Weichen und Signale wurden mit der Hand gestellt, ebenfalls musste die Ganzschranke für die Absperrung der Straße  mit der Handkurbel betätigt werden.

Es wurde auch ein Wasserturm mit Tiefbrunnen sowie ein Kohlenlager für den Betrieb von Dampflokomotiven gebaut.  Bis ca. 1964/65 waren diese „schwarzen Ungetüme“ noch im Einsatz.

                                                                      

                

                 Rübenverladegerät              

Für die Beckedorfer entstand ein reger Handel mit Mineraldünger, Kartoffeln, Holz, Grubenholz, Kohle und anderen Frachtgütern. Für den Verkauf und Handel mit Schweinen und Rindvieh wurde eine Viehwaage  auf dem Bahnhofsgelände gebaut.

Im Jahr 1937/38 wurden zwei Stellwerke in Betrieb genommen, eins am Bahnhofsgebäude und das andere gegenüber  von Hugo Klemens auf der Wiesenseite. Weichen und Signale wurden von beiden Stellwerken aus per Seilzug bedient. Die Beleuchtung der Weichen und Signale erfolgte mit Petroleumlampen, für die eine aufwendige Bedienung und tägliche Wartung nötig war.Der Güter- und Personenverkehr nahm zu, auch das Rangieren auf dem Bahnhof wurde immer umfangreicher. Passagiere die von Richtung Celle oder Soltau kamen, und in Richtung Munster wollten, mußten hier umsteigen und gegebenenfalls den Warteraum aufsuchen.

Am 10. Juli 1944 erfolgte die Fusion mit der Bahnstrecke Lüneburg – Soltau – Bleckede zur Osthannoverschen Eisenbahn OHE AG.

Im 2. Weltkrieg waren einige Luftangriffe der Alliierten durch Bordwaffenbeschuss zu überstehen. Im Februar 1945 war einer der schlimmsten Angriffe der Jagdbomber. Das Stellwerk, Gleisanlagen und der Wasserturm wurden getroffen.  Das Wohnhaus von Schuster Wilhelm Lange brannte ab.

 

        

                                                                                                             Bahnhof 2015

Am 13. April 1945 wurde der letzte Bombenangriff geflogen. Direkt vor dem Bahnhof detonierte eine Bombe auf der Straße, weitere in Richtung Hünenburg bei den Häusern von ehemals Kastern und König (heute Klemens). Vier Bomben schlugen in Richtung Hermannsburg (Brandenbusch) ein, davon explodierten drei Bomben rechts und links der Gleise. Ein Blindgänger blieb  in der Böschung stecken. Erst Jahre später wurde der Blindgänger entdeckt und 1956 auf Veranlassung von Hermann Lange (Beutscher) entschärft. Es ist fast ein Wunder ,das bis dahin nichts passierte. Bedenkt man doch die vielen  Kohlenzüge, die 1948-1949 für die Luftbrücke Berlin Tag und Nacht nach Fassberg gefahren sind.

Der Bahnbetrieb wurde in den 60er Jahren auf elektrischen Betrieb umgestellt. Im Stellwerk am Bahnhofsgebäude wurde ein Gleisbildstellwerk eingebaut, seiner Zeit das modernste in Norddeutschland. Der Stellwerksleiter bediente die Anlage durch Knopfdruck und konnte anschließend alle Bewegungen durch Lampensignale verfolgen. Das zweite Stellwerk auf der Wiesenseite wurde überflüssig und mußte einem dritten Gleis weichen. Heute wird der gesamte Bahnhofsablauf von Celle aus gesteuert und somit wird nur noch Personal für Rangierarbeiten benötigt .

 

                                                                                     Bahnhof 1905

 

1976 wurde der Personenverkehr eingestellt, und durch Busse ersetzt. Der Güterverkehr ließ merklich nach. Die Dampflokomotiven wurden durch Dieselloks ersetzt. Der Güterverkehr wurde immer mehr auf die Straße verlagert. Die Militärzüge zu den Übungsplätzen Bergen und Munster sowie Container- und Güterzüge sind heute die wichtigsten Transporte der OHE.

In früheren Zeiten waren auf dem Bahnhof und im Zugverkehr viele Bewohner aus Beckedorf und Umgebung beschäftigt. Der letzte Stellwerksleiter war Hermann Lange (Beutscher), der 1990 in Ruhestand gegangen ist. Heute ist nur noch ein junger Mann aus Beckedorf bei der Bahn angestellt. Er arbeitet als Lokführer, sowie als Werkstattmitarbeiter in der OHE Zentrale in Celle.

                                                                                                     Text und Bilder Chronik Beckedorf